Hecklingen

  • km: 19,5
  • Postleitzahl: 39444
  • Tel.-Vorwahl: 03925

Hecklingen liegt 3 km westlich von Staßfurt am rechtem Bodeufer auf bergigem Gelände.

 

Geschichtliches:

  • Ein Egino von Kakelingen, Stammvater der Grafen von Plötzkau, wird in einer Urkunde aus dem Jahre 944 urkundlich genannt.
  • Die Entstehung des Ortes ist eng mit der Geschichte des Klosters verbunden, das als Kloster "Kakelingen" 1140 erstmals erwähnt wurde und dem heiligen Georg geweiht ist. Gründer des Benediktinerinnen-Klosters Graf Berhard I. gehörte zum Geschlecht der Plötzkauer Grafen. Erste Äbtissin war Irmengard, die Schwester von Berhard II. von Plötzkau.
  • Um 1175 schenkte Berhard II. dem Kloster u.a. die Kirchen von Staßfurt, Kochstedt und Winningen. Herzog Albrecht II. von Sachsen vermachte dem Kloster seinen Hof in Hecklingen, das vermutliche Stammgut der Plötzkauer Grafen.
  • Unter dem Namen "Hakelinge" erscheint der Ort erst am 18.4.1176 in einer Urkunde vom Magdeburger Erzbischof Wichmann. Die Entwicklung des Ortsnamens zog sich u.a. über "Hekelingge" (1180), "Heckelige" (1198) und "Heckelinge" (1227).
  • Fürst Bernhard von Anhalt verkaufte im März 1461 das Schloß Gänsefurth und das Dorf Hecklingen mit allen seinen Liegenschaften an Claus von Trotha.
  • 1496 vernichtete ein Feuer das Kloster fast vollständig, nur die Kirche blieb erhalten, sie wurde mit Hilfe von Fürst Ernst und Hedwig, der Witwe von Berhard VI., wieder aufgebaut. Sieben Nonnen zogen danach in das Kloster ein, das jedoch seine frühere Bedeutung nicht mehr erlangen konnte.
  • Die letzte Äbtissin des Klosters trat 1559 zur reformistischen Lehre über. Später wurde das  Klostergut durch den Fürsten von Anhalt eingezogen und 1571 an Christoph von Trotha verkauft. Seit diesem Jahr wird ein freies Trothasches Gericht beurkundet.
  • Während des 30-jährigen Krieges litt Hecklingen vor allem unter Einquartierungen und Plünderungen. Z.B. im August 1635 plünderte man Dorf und Kirche 4 Tage lang, Adolf Friedrich von Trotha ging am 30.8. mit seinen Söhnen völlig verarmt nach Staßfurt. Durch den Krieg hatte sich die Zahl der Haushaltungen von 112 (1580) auf 50 (1648) reduziert.
  • Danach 17. Jh. waren es Pest und Cholera, die viele Menschen vernichteten.
  • Erst 1666 hatten sich die Bauernwirtschaften des Dorfes wieder gefestigt.
  • Um 1700 waren die Häuser in Hecklingen durchweg einstöckig und größtenteils nur mit Strohdächern gedeckt. Auch nach 1900 gab es noch einige mit Stroh gedeckte Dächer. Nur die Durchgangsstraßen waren gepflastert und dies recht mangelhaft, denn die durchreisenden Staßfurter Salzfuhrleute klagten oft über steckengebliebene Fuhrwerke oder zerbrochene Räder. Hinter den Häusern begannen gleich die Äcker. Erst nach einer Besichtigung durch Regierungsvertreter 1782 wurden die Hecklinger zum Anlegen von Gärten hinter ihren Häusern angeregt. Um eine Einfriedung ihrer Gehöfte zu erreichen, sollten sich die Bewohner Pflaumenstammhecken anlegen, wozu sie Pflaumenkerne in schuhbreitem Abstand setzten. Etwas kurios klingt die Tatsache, dass zur Abwehr von reiherumlaufenden Hunden, die auf alle Grundstücke gelangen konnten,von den hiesigen Gerichten eine landesherrliche Verordnung erlassen wurde. Diese besagte, dass allen freilaufenden Hunden ein 5/4 Ellen-langer Knüppel vor den Hals gehängt werden muß, womit diesen das Eindringen durch die neu angelegten Hecken erschwert wird.
  • Ende des 18. Jh. gas es 3 Wassermühlen im Ort, die Klintmühle, die Schloßmühle und die Teichmühle.
  • Die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes wurde lange Zeit vorrangig durch die Landwirtschaft bestimmt.
  • 1856 wurde bei Hecklingen eine Pferdeeisenbahn errichtet, die Kohle von den Gruben zu den Zuckerfabriken in Gänsefurth, Hecklingen und Staßfurt transportierte und eine kürzere Verbindung als die Landstraße darstellte. Auf ihrer Länge von 8,5 km mußten 10 Brücken, davon 3 Bodebrücken, errichtet werden. Die Spurweite der aus Grubenschienen verlegten Bahn betrug 750-800 mm. Nur ein Pferd zog einen aus 10 Grubenwagen bestehenden Zug und transportierte damit bis zu 7,5 t Kohle.
  • Zu dieser Zeit entstand auch die Zuckerfabrik, Hecklingens erster Industriebertieb. Im Oktober 1858 nahm die von Ludwig Wüstenhagen gegründete Fabrik die Produktion auf. Wegen finanziellen Schwierigkeiten entstand daraus 1894 eine GmbH mit 15 Mitgliedern. Die meisten Anteile besaß nun Thilo von Trotha. Im gleichen Jahr stieg die Tagesleistung bei der Rübenverabeitung auf 5000 Zentner. 1915 hatte die Leistungsfähigkeit ihren Höhepunkt erreicht, es wurden täglich 15000 Zentner Rüben verarbeitet.
  • Am 27.9.1870 wurde eine besoldete Feuerwehr gegründet. Da sich diese Art nicht bewährte, wurde nach 7 Jahren, am 14.3., eine freiwillige Feuerwehr gebildet. Ein Gerätehaus wurde 1887 fertiggestellt.
  • Der zweite Industriebetrieb, eine Dampf-Ziegelei mit Tongrube, wurde 1873 von Gustav Heuer gegründet. Hierzu wurde 10 Jahre später eine Pferdeeisenbahn zum Transport der Loren aus der Tongrube angelegt. 1896 wurden jährlich 2,5 Millionen Mauersteine, 1904 schon 4 Millionen Mauersteine sowie Klinker, Brunnensteine, Deckensteine u.a. produziert.
  • 1878 erfolgte der Bau der Eisenbahnlinie Staßfurt - Hecklingen - Blumenberg.
  • 1888 wurde die Konservenfabrik Bosse & Co gegründet. Anfangs produzierte sie wegen des dort vorhandenen guten Wassers in einem Teil des Gänsefurther Schlosses. Die Firma, die Spargel, Erbsen und Bohnen verabeitete, war zu dieser Zeit führend in Deutschland. Nach 1905 siedelte sie sich in Hecklingen an, da dort inzwischen eine zentrale Wasserleitung existierte. Die Konservenfabrik wurde 1908 königlich-preußischer Hoflieferant.
  • Vom Aufschwung der Kaliindustrie im benachbarten Staßfurt profitierte dann auch Hecklingen, dass sich nun vom mittelalterlichen Dorf zur Kleinstadt mit Industrie mauserte. Während 1867 nur 2595 Einwohner zu vermelden waren, stieg im Jahre 1900 die Anzahl schon auf 5547. Heute hat Hecklingen ca. 3400 Einwohner.
  • Ab 1900 verkehrte eine Straßenbahn zwischen Staßfurt und Hecklingen. Sie fuhr durch die Lange Straße und hatte vorranig den Arbeitertransport zu den Staßfurter Bergwerken vorzunehmen.
  • Die Thüringer Gasgesellschaft Leipzig schloß mit der Gemeinde Hecklingen im Februar 1908 einen Vetrag über den Bau eines Gaswerkes. Das Gaswerk sollte von Leopoldshall nach Hecklingen verlegt werden, da hier der nahegelegene Bahnhof und die Verlegung von Anschlußgleisen ins Gaswerk zum Transport von Koks ein rentableres Arbeiten ermöglicheten. 1910 war der Vertrag bereits erfüllt und 1927 wurden auch Staßfurt, Leopoldshall, Neundorf, Rathmannsdorf, Börnecke und Güsten von hier aus mit Gas versorgt. Nachdem 1929 die Firma Gas- und Stromversorgung Mittelsachsen AG in Calbe/Saale gegründet wurde, legte man 1931 den Gaserzeugungsbetrieb Hecklingen still.
  • Im Jahre 1919 hat Hecklingen das Dorf Gänsefurth mit seinem Schloß und der berühmten Mineralwasserfabrik erworben.
  • Am 4.4.1928 erhielt Hecklingen das Stadtrecht. Nach Herausgabe einer neuen Gemeindeordnung hatten Orte ab 5000 Einwohner die Möglichkeit, das Stadtrecht zu erwerben. Woraufhin der Hecklinger Gemeinderat am 23.3.1928 einen Antrag an das Anhaltinische Staatsministerium in Dessau stellte. Die Stadtverfassung wurde am 18.6.1928 anläßlich einer Festsitzung eingeführt.
  • Ein außergewöhnliches Unwetter am 21.5.1937 verursachte große Schäden in Hecklingen. Ein Gewitter mit übermäßigen Wassermassen brachte innerhalb von einer halben Stunde knapp 50 mm Niederschlag in die Stadt. Aus der Umgebung, wo es noch mehr goß, brachten die aus 7 Tälern strömenden Bäche jede Menge Schlamm, Geröll und Unrat mit sich. Auch Autos, Ackerwagen und Vieh wurden mitgerissen. Die Flutwelle erreichte im tiefsten Punkt der Stadt eine Höhe von 4 m. Glücklicherweise hat die Katastrophe nur 2 Menschen das Leben gekostet, etliche Tiere sind aber umgekommen.
  • Schon am 14.6.1937 kam es erneut zu einem Wolkenbruch überdimensionalen Ausmaßes. Da jedoch nach der ersten Katastrophe Vorfluter geräumt und Graben ausgehben wurden, fiel der Schaden diesmal kleiner aus, Menschen und Tiere blieben verschont. Hecklingen wurde daraufhin eine Weile "Wolkenbruchshausen" genannt.

Sehenswürdigkeiten:

    Kirche Hecklingen
  • Die Kirche St. Georg und Pancratius (Hermann-Danz-Str.) wurde um 1170 im romanischen Stil erbaut. Die Kirche ist das einzige Überbleibsel des ehemaligen Klosters und gehört heute zur "Straße der Romanik". Sie besteht aus einem zweitürmigen Westbau und dem eischiffigen Langhaus, an das sich im Osten ein Querhaus und ein quadratischer Chor anschließt. Vor allem der Innenraum der Pfeilerbasilika mit seinen reich ornamentierten Stützen sowie wertvollen Stuckarbeiten ist eindrucksvoll. Die Rühlmann-Orgel mit 1000 Pfeifen hat einen guten Klang und läßt Konzerte in bester Akustik zu einem Erlebnis werden. Besichtigungen Mo-Fr 11-13 Uhr oder nach Vereinbarung mit dem Pfarramt, Tel. 03925/285690
  • Das Hecklinger Rathaus entstand 1898.
  • Die katholische Kirche "Herz Jesu" (Lange Str.) wurde 1904 errichtet. Ihr Bau war notwendig, geworden, nachdem sich die Zahl der Katholiken durch Zuzug von Arbeitern aus dem Eichsfelde Ende des 19. Jh. drastisch erhöht hatte.
  • Der "Stern", auch heute noch Kultursaal, ist das älteste Gebäude in Hecklingen. Im 17. und 18. Jh. war er unter dem Namen "Goldener Stern" die einzige Schenke von Hecklingen.

Wandern und Radwandern:

  • Hecklingen ist vom Landschaftsschutzgebiet "Bodeniederung" umgeben. Kleine Laub- und Nadelwälder sowie ausgedehnte Wiesen bestimmen die Landschaft. Viele kleinere Wanderwege durchkreuzen die Bodeniederung. Von Hecklingen führen der Neundorfer Weg, der Alte Burgweg, der Wachtbergsweg, der Burgtalsweg und der Langentalsweg nach Süden und der Rietschentalweg, der Popendiecksweg, der Griesegrundweg sowie der Quedlinburger Weg in westlicher Richtung durch dieses Gebiet. Nordwestlich befindet sich das Naturschutzgebiet "Weinbergsgrund", im Norden führt die Landstraße nach Gänsefurth und im Osten ist das Naturschutzgebiet "Salzwiesen" zu finden.
  • Das Naturschutzgebiet "Weinbergsgrund" (siehe auch unter Gänsefurth) ist von Hecklingen aus z.B. über den Quedlinburger Weg - Königsgraseweg zu erreichen. Auch der "Europa-Radweg" (R1) führt direkt an dieser interessanten Landschaft vorbei.
  • Das Naturschutzgebiet "Salzwiesen" befindet sich bei Hecklingen. Am Fuße des Ochsenberges verläuft eine Störung, wo der Salzsole aufsteigt. In der versumpften Niederung am Bahndamm hat sich eine spezielle Salzflora entwickelt. Der Ochsenberg besteht hingegen größtenteils aus rötlichen Buntsandsteinen.
  • Der Europa-Radweg R1 in Richtung Harz ist von Hecklingen aus über den Quedlinburger Weg als kürzeste Verbindung (2km) zu erreichen.
    Die Gegenrichtung, die als Radweg an der Bode bis Nienburg den Fluß begleitet, kann ab Staßfurt befahren werden. Am Hecklinger Bahnübergang an der Landstraße nach Staßfurt zweigt links ein Weg ab, der am ehemaligen Damm der alten Roßbahn entlang durch die Bruchwiesen zum nahegelegenen Staßfurter Wäldchen "Die Horst" führt und dort beim Bodewehr "Am Schütz" auf den R1 trifft. Man kann auch über die Landstraße nach Staßfurt fahren. Sie gehört zu den "Deutschen Alleenstraßen", ist von vielen alten Bäumen gesäumt.

Freizeit und Erholung:

  • Kegelbahn, Tel. 03925/284922
  • Gaststätten und Unterkünfte:
    • Stadtschloss Hecklingen, Hugo-Gast-Siedlung 4, 39444 Hecklingen, Tel. 03925/9892610, Fax: 03925/9892628
    • Eiscafé Zum kühlen Kuss, Staßfurter Str. 26, Tel. 03925/285066

Verkehrsanbindungen:

  • Bundesstraßen:
    • B180 Wanzleben - Egeln - Aschersleben (ab Winningen ca. 5km Landstraße)
  • Bahnverbindungen:
    • nächster Bahnhof in Staßfurt (ca. 3km entfernt), Verbindungen nach Schönebeck, Magdeburg, Hettstedt, Sangerhausen, Erfurt, Auskunft über INSA
  • Busverbindungen:
    • nach Staßfurt, Groß Börnecke, Schneidlingen, Cochstedt, Winningen, Aschersleben, Auskunft über INSA

Informationen: