Werben Elbe

Werben

  • Elbe-km: 429 li
  • Postleitzahl: 39615
  • Tel.-Vorwahl: 039393

Die altmärkische Kleinstadt liegt in der Wischeniederung der Elbe gegenüber der Havelmündung im Landkreis Stendal.

Geschichtliches:

  • Wenden, die vom jenseitigen Ufer der Elbe aus dem Havelland kamen, haben im 6. Jh. das gleichnamige Dorf gegründet und lebten vom Fischfang. Der Name ist wendischen Ursprungs und bedeutet "Weidenbusch". Erst als König Heinrich I. (um 875-936) 929 die Wenden bei Lenzen geschlagen hatte, kamen Deutsche in diese entlegene Gegend. Damals entstand in der Dorfnähe eine deutsche Burg, wie sie Heinrich I. zum Schutz des Sachsenlandes an der Grenze errichten ließ. Die Burg wurde durch eine neue Straße mit der westlichen Höhe bei der Burg Seehausen verbunden. Sie schützte einen wichtigen Elbübergang und spielte in den Kämpfen gegen die Wenden einen bedeutende Rolle.
  • Kaiser Heinrich II. (973-1024) verhandelte im Jahr 1005 in Werben mit slawischen Fürsten. Diese unterwarfen sich und versprachen, künftig gehorsam zu leisten.
  • 1032 weilte Kaiser Konrad II. (um 990-1039) in Werben, um Streitigkeiten zwischen Wenden und Deutschen zu schlichten. Danach erschien ein Wenden-Heer vor Werben und verwüstete das Land. Graf Lüdeger, der Verteidiger der Feste, fiel mit 42 Rittern in diesem Kampf. Ein Jahr später besuchte Kaiser Konrad II. erneut per Schiff den Ort. Es fand ein Zweikampf zwischen einem Deutschen und einem Wenden statt, der als Gottesurteil gelten sollte. Die Sage berichtet hierzu, dass beide mit gleichen Waffen und gleicher Wut auf ein durch den Kaiser gegebenes Zeichen aufeinander losstürzten. Es war ein gewaltiger Kampf, nach langem Ringen sank der Deutsche, von dem Schwert des Wenden zum Tode getroffen, auf dem Kampfplatz nieder. Da jubelten die Wenden laut und riefen: "Unser ist der Sieg und unser ist auch das Recht!". "Nein, nimmermehr ist das Recht auf eurer Seite", riefen da wütend die Deutschen, "die Geister der Hölle haben unseren Kämpfer gefällt!". Als der Kaiser selbst auf die Seite der Deutschen trat und den Wenden jegliche Genugtuung versagte, zogen diese grollend ab. Racheschnaubend kehrten sie aber schon im nächsten Frühjahr wieder und eroberten Werben und das inzwischen von dem Kaiser errichtete feste Schloß. Nachdem sie ihren mißgestalteten Götzen auf Befehl ihres Anführers Gottschalk viele Christen geschlachtet und geopfert hatten, zogen sie wieder ab und führten den Grafen Dedo, welcher die Besatzung von Werben befehligt hatte, gefangen fort.
  • 1056 erlitten die Deutschen bei der Feste Pritzlawa auf der Landspitze zwischen Elbe und Havel eine große Niederlage. Markgraf Wilhelm der Nordmark fiel selbst in der Schlacht. Werben wurde für knapp 100 Jahre slawisch.
  • 1134 gründete Albrecht der Bär (um 1100-1170) die Johanniter-Niederlassung. Auch nach der Verleihung des Stadtrechtes 1150 blieb der Ort ein Landstädtchen. 1160 schenkt Albrecht der Bär dem Johanniter-Orden die Kirche zu Werben und 6 Hufen Landes (dabei war 1 Hufe die Hofstätte einer bäuerlichen Familie mit Ackerland und Land für gemeinschaftliche Nutzung, z.B. Weideland). Nach der endgültigen Bezwingung der Wenden rief er zu dieser Zeit Kolonisten aus Niedersachsen und Holland herbei, es begann die Eindeichung und Besiedlung der Wische. Holländer führten 1160 die Kunst des Backsteinbaus ein und in dieser Zeit entstand der untere Teil des Westturmes der St. Johanneskirche. Davor stand an dieser Stelle seit dem 10. Jh. eine kleine Holzkirche. 1270 ist die Stadtmauer errichtet worden, die teilweise heute noch erhalten ist. Für 250 Jahre ist Werben Sitz der Ordensregierung für Brandenburg, Pommern und dem Wendenlande. 1321 beteiligte sich Werben am ersten Schutzbündnis altmärkischer Städte.
  • Mit dem Beitritt in den Städtebund der Hanse 1358 kam auch die Blütezeit der Stadt. Der bescheidene Wohlstand ging im 30-jährigen Krieg verloren. Am Elbufer gelegen und strategisch bedeutsam kamen Markgrafen und Könige, Slawen und Holländer in die Stadt.
  • 1460 errichtete man das Elbtor mit Rundturm und 1466 war der Kirchen-Neubau, eine dreischiffige Hallenkirche, abgeschlossen.
  • Beim Streit um das Biergeld 1488 brach im März des Jahres die angestaute Wut heraus, weil Kürfürst Johann zur Begleichung der Schulden seines Schloßbaus in Berlin die neuernannte Biersteuer eintreiben ließ. Wie auch in den anderen Altmarkstädten, so zahlte man diese Steuer einfach nicht und lachte die Zolleinnehmer aus. Während in den Nachbarstädten bei der Unterwerfung der Unruhen Blut floß, kehrte Johann in Werben den Milden heraus.
  • 1631 nahm der schwedische König Gustav Adolf (1594-1632) in der Stadt Quartier. Vor dem Elbtor legte er ein befestigtes Lager an und ließ die Stadt und den Elbdeich besetzen. Bald darauf erschienen die Kaiserlichen unter Tilly (1559-1632) vor Werben und beschossen die Befestigungen, wobei die Stadt schweren Schaden erlitt. An der "Ottilien-Kapelle" im Südschiff der Kirche kann man heute noch den Einschlag der Kanonenkugeln von 1631 sehen. Da jedoch die Schweden in dem folgenden Gefecht Sieger blieben, zog Tilly wieder ab. Darauf erbaute Gustav Adolf auf der Landspitze zwischen Elbe und Havel die berühmte Werbener Schanze, um deren Besitz wechselvolle Kämpfe folgten. Dazu brach mehrmals die Pest aus, besonders schlimm 1626, 1636 und 1637. Ganze Familien starben aus. Die Äcker konnten mehrere Jahre hindurch nicht bestellt werden, es herrschte Hungersnot. Schließlich wurde die Schanze 1641 von brandenburgischen Truppen besetzt und geschleift. Damit hörten die Verheerungen endlich auf. Nach dem 30-jährigen Krieg war Werben völlig verarmt und menschenleer.
  • Wichtig waren für die Werbener die Getreidemärkte. Der in der Wische geerntete Weizen ging von hier nur nach Hamburg, wo er wegen seiner Schwere auf dem Markt den ersten Rang behauptete.
  • 1758 kamen 20 schwedische Kavalleristen über die Elbe und erhoben eine Kriegssteuer.
  • 1771 gab es eine gewaltige Überschwemmung der Elbe, die großen Flurschaden anrichtete. Auf Anordnung König Friedrichs II. (1712-1786) entstand auf dem Deich zwischen Elbe und Havel die Kolonie Neu-Werben, um Deichwärter anzusiedeln. Diese hatten den Deich zwischen Elbe und Havel zu sichern und zu unterhalten.
  • Im napoleonischen Krieg ging 1806 der Rückzug der Preußen zum Teil über Werben. Am 18. Oktober war Blücher (1742-1819) mit den Resten seiner Truppen hier. Nach 4 Tagen waren die Durchzüge der Preußen beendet und die Franzosen kamen. Die Stadt gehörte dann wie die übrige Altmark zum (französischen) Königreich Westphalen und wurde Cantonshauptort im Elbedepartement.
  • 1809 rückte Schill (1776-1809) in Werben ein.
  • Am 25.3.1813 überschritten preußische Landwehr und Tettenbornsche Kosaken die Elbe und nahmen im Überraschungsangriff die französische Besatzung gefangen. Im April 1813 mußte Werben den Lützower Jägern 36 Pferde stellen. Aber die Franzosen blieben vorläufig die Herren. Im Juni legten sie ein Fort bei der Stadt an. Ehe es jedoch fertig war, kamen die Preußen und besetzten die Wische, die mit der Altmark wieder an Preußen fiel.
  • 1830 beherbergte Werben 1825 Einwohner in 290 Häusern.
  • 1909 trat die Elbe schadenbringend über die Ufer.
  • Zu DDR-Zeiten entstanden 1960 das Feuerwehrhaus, von 1968-71 das Schwimmbad mit Campingplatz, 1970 der Sportplatz, 1974 eine moderne Arztpraxis, 1976 die große Turnhalle und 1980 war Werben an die Trinkwasserversorgung angeschlossen.
  • Persönlichkeiten:
    • Der Wanderprediger und Tempelwächter Karl Gustav Nagel wurde am 28.3.1874 als viertes Kind einer Gastwirtfamilie im "Weißen Schwan" in Werben geboren. Als Kind soll er eine schnelle Auffassungsgabe und Begabung im Zeichnen und Rechnen besessen haben. Nach Abbruch seiner Kaufmannslehre in Arendsee wurde er ein extremer Verehrer der Naturheilkunde: er kleidete sich nur noch mit Lendenschurz und wohnte ständig in einer Erdhöhle. Seine Wanderjahre führten ihn 1902 nach Jerusalem und ab 1910 baute er seinen Paradiesgarten. Nach Aufenthalt im KZ Dachau und in der Nervenheilanstalt Uchtspringe starb er am 15.1.1952. Seine Tempel- und Gartenanlagen in Arendsee wurden zerstört.

Sehenswürdigkeiten:

Elbtor Werben Elbe
  • Die Stadtmauer mit Hungerturm wurde schon zwischen 1270 und 1280 gebaut. Reste dieser ehemals mächtigen Backsteinmauer findet man noch heute in einigen Straßen.
  • Das 1464-1470 erbaute Elbtor ist das einzige erhaltene von einst 5 Stadttoren. 1955 wurde hier ein Heimatmuseum eingerichtet. Von Oben bietet sich eine schöne Aussicht über die Elbtalaue.
  • Die St. Johannis-Kirche wurde als dreischiffige Hallenkirche erbaut. Sie ist ein spätgotischer Ziegelbau mit zum Teil unterschiedlichen Steinformaten. Holländer führten 1160 die Kunst des Backsteinbaus ein. Deshalb ist anzunehmen, dass der untere Teil des Westturmes in dieser Zeit entstand. Erst nach 4 Bauabschnitten fand der Ziegelbau zwischen 1440 und 1466 seine Vollendung. Der Altar stammt aus dem Jahre 1470 und zeigt die abgebildete Geschichte der heiligen Maria. Die Glasmalereien an den Kirchenfenster sind sehr selten. Die Kirche ist eine der ältesten und schönsten der Altmark und wegen ihrer guten Akustik weithin bekannt. Noch heute finden Konzerte auf der Orgel aus dem Jahre 1746 statt.
  • Die Bockwindmühle wurde 1824 unter Anleitung von Carl Seeger errichtet und steht am Rande der Stadt (Seehäuser Str.). Im 19. Jh. befanden sich in Werben 8 Wind- und 2 Bockwindmühlen. Die Mühle kann besichtigt werden (Infos Fremdenverkehrsverein).
  • Das König-Gustav-Adolf-Denkmal steht auf dem Marktplatz und soll daran erinnern, dass der Schwedenkönig mit seinem Heer vom 11. Juli bis zum 14. August 1631 unmittelbar bei Werben sein Lager bezogen hatte. Das Haus Nr. 222 am Markt, in dem er Quartier bezog, ist noch heute erhalten.
  • Kapelle "St. Spiritus" (Salzkirche) aus dem Jahr 1313
  • Die Fachwerkhäuser aus verschiedensten Jahrhunderten und das Rathaus mit einem gotischen Gewölbe aus der Zeit um 1450 sind ebenfalls sehenswert.

Wandern und Radwandern:

Freizeit und Erholung:

Elbe-Kanu Werben
  • Elbe-Kanu Werben (Altmark), Fabianstr. 12, Tel. 92746, Mobil 0179/4587377 und 0179/4799275
  • Campingplatz "Am Schwimmbad" (Seehäuser Str.), Tel. 225, 276, Fu: 0172/5414775 (oder über Fremdenverkehrsverein Tel. 92755)
  • Gaststätten und Unterkünfte:

Verkehrsanbindungen:

Elbfähre Räbel-Werben
  • Bundesstraßen:
    • B189 Magdeburg - Stendal - Wittenberge (ca. 18km entfernt)
    • B107 Genthin - Havelberg (ca. 8km entfernt, über Elbfähre Havelberg-Räbel)
  • Bahnverbindungen:
    • nächster Bahnhof in Glöwen (ca. 16km entfernt, über Elbfähre), Strecke Wittenberge - Neustadt/Dosse - Berlin
    • oder Bahnhof Seehausen (ca. 18km entfernt), Strecke Stendal - Wittenberge
  • Busverbindungen:
    • nach Osterburg, Seehausen, Arendsee

Informationen: