Bodebrücke Hadmersleben

Hadmersleben

  • km: 87,1
  • Postleitzahl: 39398
  • Tel.-Vorwahl: 039408

Hadmersleben liegt im Bördekreis südöstlich von Oschersleben, ca. 1 km von der Bode entfernt. Es liegt am Mühlengraben, einem Bodearm, der vor dem Wehr rechts abzweigt und an der Straßenbrücke zwischen Hadmersleben und Bahnhof wieder mündet.

Geschichtliches:

  • Das Benediktinerinnenkloster wurde 941 durch Bischof Bernhard von Halberstadt gegründet. Erste Äbtissin war seine Nichte Gundrada. Die Stiftungsurkunde stellt die urkundliche Ersterwähnung dar. In der Folgezeit gelangte das Kloster zu ansehnlichem Reichtum, was zu An- und Umbauten an der Klosterkirche führte.
  • Eine Burg hat es wahrscheinlich schon im 10. Jh. gegeben. 1144 wird ein Gardolf von Hadmersleben als Besitzer der Burg erstmals urkundlich genannt. Die Burg bestand aus einer Vor- und einer Hauptburg und war durch eine Ringmauer mit Gräben und Wällen geschützt   und diente als Raub- aber auch als Fluchtburg.
  • Die Bode verlief damals durch das Bett des heutigen Braugrabens, also direkt an der Burg vorbei.
  • Das Dorf Hadmersleben entstand rechts der Bode im Schutze der Burg und war in hohem Maße zu Abgaben und Diensten an die Burgherren verpflichtet.
  • Der 1169 erwähnte Marktplatz wird als Ausgangspunkt für die im Tal auf der linken Bodeseite entstehende Stadt angesehen, die relativ unabhänging von der Burg war. 1399 werden Stadt- und Marktrechte erwähnt. Von 1410 stammen erste Abbildungen eines Stadtwappens auf Siegeln. 1565 erlaubte Erzbischof Sigismund von Brandenburg die Durchführung von 2 Jahrmärkten.
  • 1367 belagerte Erzbischof Dietrich von Magdeburg die Burg und nahm sie nebst Stadt und Dorf in Besitz. Danach erscheinen die Magdeburger Erzbischöfe als Lehnsherren in Hadmersleben. Die Burg wurde oft verpfändet.
  • 1438 übereignete Erzbischof Günter von Schwarzburg der Stadt zur Verbesserung der Stadtbefestigung 2 Höfe an der Bode. Es entstand eine Stadtbefestigungsanlage, in die das Dorf Hadmersleben nicht einbezogen wurde. Die aus örtlichen Kalkbruchsteinen gebaute Stadtmauer erhielt 2 fünfstöckige, quadratische Stadttortürme, den Magdeburger Torturm am Breiten Weg und Halberstädter Torturm an der damaligen Bodebrücke, die Stadt- und Amtsbezirk trennte.
  • Der erste schriftlich überlieferte Brand wütete im 15. Jh. Zu der Zeit hatte die Stadt weniger Einwohner als das Dorf Hadmersleben, was sich auf der Höhe des Bodeufers zwischen Kloster und Burg besser entwickelt hatte.
  • 1470 gründete Curd von der Asseburg der Ältere zu Schermcke anstelle der zuvor abgebrannten gastfreien Herberge an der Heerstraße Magdeburg - Halberstadt das Hospital St. Georg. Es wurde mit einem Landbesitz von 300 Morgen Acker und Wiesen sowie der Kirche ausgestattet.
  • 1489 verpfändete Erzbischof Ernst von Sachsen Burg, Stadt und Dorf an seinen Hofmeister Christoph von Hagen. Im 16. Jh. wurde die Kernburg kastellartig ausgebaut und mit einem Innengraben versehen.
  • Bis 1672 floß die Bode noch durch die Stadt. Somit war Fischfang ein verbreiteter Erwerbszweig. Es gab eine Wassermühle an der Bode und eine Windmühle. Neben Getreideanbau war auch Flachsanbau und -verarbeitung sehr verbreitet. Fast jede Familie hatte ein Spinnrad. Außerdem gab es eine Färberei, eine Brauerei und eine Schlachterei.
    Ab 1620 existierten Rottgemeinschaften, die vier Bodebruchwiesen genossenschaftlich bewirtschafteten und bis 1923 ein Grabensystem (Bruchgraben, Bartfelder Graben, Bruchhorstgraben) zur Regulierung des Bodewasseres betrieben, um auf jährlich ausgelosten Parzellen ihr Heu ernten zu können.
  • 1632 hat ein Stadtbrand, der durch einquartierte Soldateska verursacht wurde, 34 Häuser von etwa 84 zerstört. Einen größeren Schaden richtete der zweite Brand 1664 an, auch Schule und Kirche fielen den Flammen zum Opfer. 1669 ist dann fast die gesamte Stadt von den Flammen vernichtet worden. Die Stadt war dadurch sehr verarmt und in ihrer Entwicklung gehemmt.
  • 1680 nach dem Tode des letzten Administrators in Magdeburg ging die Burg an das Kurfürstentum Brandenburg und wurde als Domäne verwaltet.
  • Noch zu Beginn des 18. Jh. war die Heerstraße Magdeburg - Halberstadt durch Bodeüberschwemmungen in Hadmersleben häufig in einem sehr schlechten Zustand. Mit dem Eindämmen der natürlichen und künstlichen Wasserläufe und dem Bau des Straßendammes  zwischen Hadmersleben und Klein Oschersleben 1750 wurde dieser Zustand verändert.
  • 1809 wurde das Kloster säkularisiert. Zu dieser Zeit gab es 7 Gasthöfe, 4 Kirchen, 1 Synagoge, 1 Rathaus, 1 Hospital, 1 Apotheke, 1 Arzt und 1 Posthaus in der Stadt.
  • Das im Zuge der Klostersäkularisierung aufgelöste Amt Hadmersleben wurde im 19. Jh. mehrfach verkauft. 1814 hatte es die Familie von Dachröden erworben. 1823 fiel es durch Heirat mit Caroline Friederike von Dacheröden an den preußischen Staatsminister Wilhelm von Humboldt, der es 1839 an die Braunschweigische Domänenkammer verkaufte. Diese verpachteten es 1917 an die Terra AG für Saatgut Aschersleben.
  • 1842 war Hadmersleben mit ca. 3000 Einwohnern die kleinste Stadt im Regierungsbezirk Magdeburg.
  • Der Anschluß der Stadt an die 1842 gebaute Eisenbahnstrecke Magdeburg - Halberstadt wirkte sich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Bis zum Ende des 19. Jh. entstanden eine Zuckerfabrik, eine Malzfabrik, eine Brennerei und Brauerei. 1911 kamen die Schächte I und II der Alkaliwerke Westeregeln dazu, in denen Stein- und Kalisalz gewonnen wurde.
  • 1885 kaufte Pflanzenzüchter Ferdinand Heine das Klostergut Hadmersleben, ließ es restaurieren und nutzte es für seine Zuckerrüben- und Getreideforschungen. Sein Motto "Kein Tag ohne Ziel" verhalf ihm zu großen Forschungserfolgen.
  • 1918 wurden Dorf Hadmersleben und Stadt eingemeindet, 1928 die bis dahin selbständigen Gutsbezirke Amt und Kloster aufgelöst.
  • Während des 2. Weltkrieges befand sich von 1944-45 in Hadmersleben ein KZ-Außenlager von Buchenwald. Etwa 1400 Häftlinge waren unter menschunwürdigen Bedingungen untergebracht und mußten in den ehemaligen Kalischächten Flugzeugteile für das Turbinenjagdflugzeug Me 262 bauen. 1985 wurde auf dem ehemaligen Appellplatz eine Gedenkstätte (Heerstr.) errichtet.
  • Ab 1945 war im Amt ein volkseigener Saatzuchtbetrieb, ab 1965 ein Lehr- und Versuchsgut der Landwirtschaftlichen Akademie der Wissenschaften der DDR, ab 1990 Semmundo Agrar Gesellschaft.
  • 1955, 1956, 1958 gab es große Bodehochwasser. Danach konnten einige Ackerflächen nur noch als Weideland genutzt werden.
  • 1987 wurde der Magdeburger Torturm (von den Einheimischen auch "Uhlenturm" genannt), der Halberstädter Torturm schon im 19. Jh. abgerissen.

Sehenswürdigkeiten:

Klosterkirche Hadmersleben
  • Die Kirche des Benediktinerinnenklosters St. Peter und Paul (Planstr.) ist ein großer frühgotischer Bau und gehört heute zur "Straße der Romanik".   Im 13. und 14. Jh. ist das Schiff in 2 Bauphasen erneuert worden. Dabei entstand die große Nonnenempore über der Unterkirche aus dem 10. Jh. Im 30-jährigen Krieg wurde die Kirche ausgeplündert und teilweise zerstört. Äbtissin Anna Margaretha Blume hat 1679-1717 die innere Neugestaltung in Auftrag gegeben. Besonders reizvoll ist der Reichtum an Exponaten, die mit einem Seitenschiff des 10. Jh. beginnen und mit einer Historienmalerei enden. Höhepunkt stellen vorromanische Säulen mit archaischen Kapitellen, frühgotische Glasmalerei, spätgotischer Altarschrein, wertvolle Renaissance-Möbel, einmalige barocke Altarfiguren, klassizistische Panoramatapete aus Frankreich (im barocken Obergeschoss des Kreuzganges) sowie eine Loggia und ein Treppenturm im Stile des Historismus dar.
    Die ehemaligen Klostergebäude sind zum Teil in der Spätgotik und im Barock erneuert worden. Zum 100-jährigen Jubiläum der Getreideforschung wurden zur wechselvollen Geschichte von Hadmersleben 6 große Tafelbilder angefertigt, die im Galerieraum des Klosters zu besichtigen sind. Auf dem Klostergelände befindet sich ein kleines Kulturhistorisches Museum, das zu Ehren des Pflanzenzüchters Ferdinand Heine eingerichtet wurde.
    Öffnungszeiten Kirche/Museum: Mo-Fr 8-12 und 14-17 Uhr, Sa/So 10-14 Uhr und nach Voranmeldung; Führungen nach Absprache: Dr. W. Merfert, Siedlung 26, Tel. 6666
    Aktuelle Informationen über das Museum Kloster Hadmersleben gibt es auch auf der Homepage des Muesumsverbandes Sachsen-Anhalt.
  • Ein ca. 4,3 ha großer Park im englischen Landschaftsstil umgibt die Klosteranlage mit Gutshof, Wirtschaftshof und Kreuzhof. Pflanzenforscher Ferdinand Heine hat Ende des 19. Jh. mit Hilfe eines Landschaftsarchitekten den Pflanzenbestand durch Bäume aus verschiedensten regionen der Welt erweitert. So sind z.B. der seltene Tulpenbaum, Ginkobaum und die Sumpfzypresse dabei. Ein Eingang zum Park, der täglich bis 16 Uhr geöffnet hat, befindet sich am Ende der Planstraße.
  • Neben dem Kloster ist ein Hünengrab aus der Steinzeit zu finden.
  • Das Rathaus (Breite Weg 35) ist nach dem Brand 1664 auf den alten Grundmauern neu errichtet worden. Es ist ein einfacher Fachwerkbau auf massivem Erdgeschoß. Für den Aufgang zum Obergeschoß befindet sich am Haus ein kleiner Vorbau, wo die seitliche Freitreppe in einem halboffenen Erker endet. Das schlichte Fachwerk wird durch gekreuzte Füllhölzer an der vorgekragten Ratsstube aufgewertet.
    Im Obergeschoss befindet sich die Heimatstube, die eine umfangreiche Ausstellung über das  Leben in Hadmersleben zu früheren Zeiten beherbergt. Zu sehen sind u.a. Exponate der ehemaligen Fabriken, wie Kalischacht, Zuckerfabrik, Brauerei, und der Pflanzen- und Saatzucht sowie historische Fotodokumente von Hadmersleben. Di + Do geöffnet, Tel. 5071
  • Der Hanse’sche Ritterhof (Kirchstr.) wurde zwischen 1649 und 1652 von Joachim Hanses, Pachtinhaber des Amtes Hadmersleben, gebaut. Über den Ritter, dem der Hof früher gehörte, ist nichts bekannt. Hervorzuheben ist die westliche Giebelwand des Hauptgebäudes, die schmückende Renaissance-Elemente und ein Sitznischenportal mit Löwenkopf und Familienwappen über dem Rundbogen besitzt. Die übrigen Wände des Hauses sind als Fachwerkbau errichtet. Das Satteldach besitzt auf jeder Seite 4 seltene Zwerchgiebel.
  • Turm - ehem. Burg HadmerslebenVon der alten Burg (Amt) sind Reste erhalten geblieben. Gut zu erkennen ist der alte Mauerring am Steilufer zur alten Bode (heutiger Braugraben), da auf ihm die Wirtschaftsgebäude der Domäne entstanden sind. Anstelle der alten Kernburg mit Bergfried entstand später in der Nordostecke durch Umbau der Zwingburg ein zweiflügliges Kastell mit Treppenturm. 1706 wurde das Renaissanceschloß durch einen barocken Putzbau ersetzt. Sehenswert sind das spätgotische Wohnhaus, ein Wappen der Magdeburger Domherren von 1580 und ein Torturm von 1586 in der Vorburg, an dem vermutlich eine Zugbrücke angebracht war. An den der alten Bode abgewandten Seiten ist noch der Wassergraben zu erkennen.
  • Die Stadtkirche Unser Lieben Frauen (im Breiten Winkel) hat einen Westturm aus frühgotischer Zeit mit abgewalmtem Satteldach und Mansardgiebeln. Mit einer einfachen Spitzbogentür bildet er die Eingangshalle, die sich zum Schiff in einem breiten Rundbogen öffnet. Das zweischiffige Schiff entstand im 14. Jh. und wurde nach dem Brand von 1664 erneuert. Sehenswert sind die bemalte Holztonnendecke, die Ratsherren- und Doppelempore sowie Altaraufsatz von 1668 und barockes Triumphkreuz. 1995 erhielt die Kirche eine neue Glocke, somit sind heute 2 Glocken in dem für 4 Glocken vorgesehenen Glockestuhl. Die anderen Glocken waren im Krieg zu Munition verarbeitet worden.
  • Die Hospitalkirche St. Georg (Heerstr. - Richtung Kroppenstedt) ist ein kleiner gotischer Kapellenbau. Im Chor und an den Westecken sind die schmalen Spitzbogenfenster noch erhalten. Im Inneren sind 2 Emporen  mit Schitzerei von 1664 zu finden. Die Glockenkammer wurde später angebaut.
  • Die Amtskirche St. Stephanus (Amt) ist aus einer Burgkapelle hervorgegangen, war Amts- und Dorfkirche auf dem Gelände des Amtsgutes. 1745-47 erfolgte der Neubau als einfache Saalkirche mit Holztonne. Die Kirche hat einen Anbau an der Nordseite, die Herrschaftsloge, und einen quadratischen Westturm mit barocker Haube. Sehenswert sind der aus der Erbauungszeit stammende hölzerne Kanzelaltar, der durch 2 korinthische Säulen gesäumt wird. 1911 wurde die Westempore abgebrochen. Nach 1975 war die Kirche ungenutzt und ab 1986 sind Teile der Innenausrüstung demontiert worden. Heute gibt es einen Förderverein "St. Stephanus" e.V. , der die Kirche erhalten möchte. (Info: Urban Jülich, Tel. 9414)
  • Das "Kußhoch" ist ein aufschütteter Berg, eine frühere Thinkstätte (Gerichtsstätte). Im Inneren fand man ein ca. 5000 Jahre altes  Kuppelgrab. 1926 wurde dort ein Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet.

Wandern und Radwandern:

  • Einen durchgängigen Radwanderweg an der Bode gibt es leider nicht. Als Alternative zur vielbefahrenen Landstraße gibt es die Möglichkeit, über Günthersdorf nach Oschersleben zu gelangen. Über die Oscherslebener Straße / Güntersdorfer Weg kann man auf einem Feldweg bis nach Güntersdorf (ca. 3 km) fahren. Von dort führt eine Kopfsteinpflasterstraße bis kurz vor Oschersleben (ca. 3 km).
  • Noch in Hadmersleben (Oscherslebener Straße / Güntersdorfer Weg) zweigt am Reitplatz rechts ein Weg ab, der nach wenigen Metern zum Mühlengraben führt und sich dort teilt.
    • Vor dem Mühlengraben nach links, geht ein Weg immer am Wasser entlang bis zum Bodewehr und dann noch ein Stück an der Bode weiter. Der Weg an der Bode ist jedoch eine Sackgasse. Ca. 1 km nach dem Wehr, an einem kleinen Teich links des Weges, führt ein Wiesenweg zum zuvor beschriebenen Feldweg Hadmersleben - Güntersdorf.
    • Vor dem Mühlengraben nach rechts kann man auch über eine kleine Stahlbrücke auf die nördliche Uferseite des Grabens gelangen und dort nach Osten in Richtung ehemalige Mühle wandern oder radeln. Vor der alten Mühle gehts links ab auf den Weg, der innerhalb des Werders zur Bode und zum kleinen Wehr führt, oder rechts über eine Brücke zurück in die Stadt.
  • Über die Landstraße zum Bahnhof Hadmersleben erreicht man dort rechts vor den Gleisen einen Wander- und Radwanderweg, der zunächst parallel zu den Gleisen und später an der Bode entlang bis nach Groß Germersleben führt. Nach Klein Oschersleben kommt man auch über diesen Weg, indem man nach ca. 1 km an der kleinen Schranke links einbiegt, oder gleich am Bahnhof Hadmersleben die Gleisseite wechselt und dem Weg hinterm Bahnhofsgebäude folgt.

Freizeit und Erholung:

  • Zum Angeln auf Bode und Mühlengraben (von Espenlake bis Zollbrücke) sind beim Sportfischerverein "Bodeaue" Hadmersleben e.V. Erlaubnisscheine erhältlich. Ansprechpartner: Mike Drößler, Winklerstr. 3 , Tel. 039408/6877

Verkehrsanbindungen:

  • Bundesstraßen:
    • B81 Magdeburg - Halberstadt (ab Kroppenstedt ca. 5 km Landstraße)
  • Bahnverbindungen:
    • Bahnhof Hadmersleben, Verbindungen nach Magdeburg, Oschersleben, Hordorf, Krottorf, Halberstadt, Auskunft über INSA
  • Busverbindungen:
    • nach Oschersleben, Wanzleben, zum Bahnhof Hadmersleben, Auskunft über INSA

Informationen: