Quedlinburg

  • km: 95,8
  • Postleitzahl: 06484
  • Tel.-Vorwahl: 03946

Am Nordrand des Harzes, zwischen sanften Hügelketten und stillen Sandsteinklippen, am Ufer der Bode, liegt die tausendjährige Stadt Quedlinburg.

Geschichtliches:

  • Schon im 5. Jh. soll der Thüringer Edle Quitilo die erste Burganlage angelegt haben. Fundamente davon befinden sich noch unter dem Mittelschiff der heutigen Stiftskirche.
  • Die Burg und das umliegende Land kommt 531 in den Besitz des sächsischen Geschlechts der Billunger, 901-912 der Ludolfinger.
  • Die erste schriftliche Beurkundung existiert aus dem Jahre 922 durch König Heinrich I. als "Actum in villa, quae dicitur Quitilingaburg".
  • Heinrich I. ließ die Burganlage zur Königspfalz umbauen und machte sie zu einem wichtigen Zentrum seiner Reichspolitik. Viele Synoden und Reichstage fanden dort statt.
  • Nach Heinrichs Tode richtete seine Witwe, Königin Mathilde, 936 ein Freiweltliches Damenstift in der Burg ein. Die sich am Fuße der Burganlage entwickelnde Stadt und einige Dörfer der Umgebung unterstanden der Hoheit des Damenstiftes.
  • 994 verlieh Otto III. dem Stift das Markt-, Münz- und Zollrecht. Damit war die rechtliche Grundlage für eine Stadtentwicklung gegeben.
  • Um 1200 entwickelte sich im Schutze der Burg aus einer Kaufmannssiedlung und den Siedlungen Quittlingen, Nördlingen die Quedlinburger Altstadt.
  • Ein starker Bevölkerungszustrom aus umliegenden Dörfern ließ am östlichen Bodeufer um die Nikolaikirche ca. 1222 eine Ackerbürgersiedlung entstehen - die Neustadt.
  • 1330 schlossen sich Alt- und Neustadt zusammen und bauten eine gemeinsame Stadtmauer. Die Stadt trat 1384 dem Niedersächsischen Städtebund und 1426 der Hanse bei.
  • Ständig gab es feudale Machtkämpfe zwischen den "Schloßdamen" und der nach Unabhängigkeit strebenden Stadt. 1477 wurde die Stadt durch kursächsische Truppen gezwungen, die Herrschaft der Äbtissinnen anzuerkennen.
  • Es entstanden neue Stadtviertel außerhalb der Mauern. Die Anlage von Straßen und die 4 Kirchengemeinden St. Ägidii, St. Blasii, St. Benediktii und St. Nikolai verdeutlichen diese Entwicklung.
  • 1698 ging die Oberhoheit über Quedlinburg durch Kauf von Sachsen an Brandenburg.
  • 1802 wurde das Stift aufgelöst. Danach verließ die letzte Äbtissin das Schloß.
  • Nach dem Friedensschluß in Tilsit im Jahre 1807 fiel Quedlinburg an das Königreich Westfalen. Napoleon setzte seinen Bruder Jerome als König ein.
  • Im 19. Jh. war die Landwirtschaft vorherrschend, erst um die Jahrhundertwende entstanden erste Industriebetriebe und mit ihnen die Südstadt hinter dem Bahnhofsgelände. Heute prägen Klein- und Mittelständische Unternehmen die Wirtschaftsstruktur.
  • Persönlichkeiten:
    • Friedrich Gottlieb Klopstock wurde 1724 in Quedlinburg geboren. Sein Werk gilt als der Beginn einer neuen Epoche in der Literaturgeschichte. In seinem Geburtshaus befindet sich heute ein Museum.
    • Johann Christoph GutsMuths wurde 1759 in Quedlinburg geboren. Ein Denkmal am "Mummental" erinnert an den Pädagogen und Begründer des Schulturnens.
    • Carl Ritter gilt als Begründer der wissenschaftlichen Erdkunde und war der erste Professor für Geografie an der Humboldt-Universität Berlin. Er wurde als Knabe von GutsMuths gefördert und steht neben ihm auf dem Denkmal.
    • Dorothea Christina Erxleben, die erste deutsche Ärztin, wurde in Quedlinburg geboren. Als Pfarrfrau und Mutter von 9 Kindern promovierte sie 1754 in Halle zum Doktor der Medizin.

Sehenswürdigkeiten:

  • Die Stiftskirche St. Servatius (Schlossberg) wurde erbaut, als König Heinrich I. beschloss, das Schloss zu seiner Residenz zu machen. Die erste Basilika wurde 1070 durch Feuer zerstört. Die erhaltengebliebene Krypta wurde in den Bau der neuen Kirche (1070-1129) integriert. In der dreischiffigen Krypta mit Märtyrergruft und romanischen Gewölbemalereien (12. Jh.) befinden sich die Gräber von Heinrich I. und Gemahlin Mathilde. In der Fürstengruft auf der Südseite liegen Särge und Gedenkplatten der Äbtissinnen. Das Langhaus ist durch Säulen und Pfeiler (niedersächsischer Stützenwechsel) mit reich geschmückten Kapitellen und Kämpfern von den Seitenschiffen getrennt. Der Chor liegt, bedingt durch den ebenerdigen Krypteneinbau, ungewöhnlich hoch und ist über zwei Treppen zugänglich. Die beiden Zwillingstürme der Westfassade wurden in der Epoche der Rekonstruktion hinzugefügt. Der berühmte Domschatz mit kostbaren Werken der Buchmalerei, Elfenbeinschnitzerei und Goldschmiedekunst sowie dem um 1200 angefertigten Knüpfteppich der Äbtissin Agnes ist in den Querhausarmen der Stiftskirche untergebracht.
    Öffnungszeiten: Sommer Di-Sa 10-17, So 12-17 Uhr, Winter Di-Sa 10-16, So 12-16 Uhr, Tel. 3552
  • Das Schloss (Schlossberg): Die heutige Anlage ist ein Renaissanceschloss aus dem 16. und 18. Jh. und wurde den Geländegegebenheiten entsprechend gebaut. Das im Schloß untergebrachte Museum vermittelt einen Überblick über die Ur- und Frühgeschichte und die frühmittelalterliche Besiedlung des Gebietes sowie die Entwicklung des Burgberges von der Königspfalz zum Frauenstift. Außerdem werden wichtige Aspekte der Stadtgeschichte beleuchtet. Die Repräsentationsräume bieten einen Einblick in die Wohnkultur des 17./18. Jh., der Zeit des Klassizismus und Barock.
    Öffnungszeiten: Okt.-April Di-So 9-17 Uhr, Mai-Sep. Di-So 10-18 Uhr, Tel. 3828
    Aktuelle Informationen über das Schlossmuseum auf der Homepage des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt.
  • Die geschichtsträchtige Innenstadt Quedlinburgs ist das größte Flächendenkmal Deutschlands. Gemeinsam mit der Stiftskirche wurde sie 1994 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Verwinkelte Gassen, über 1 200 Fachwerkhäuser aus 6 Jahrhunderten lassen in seltener Geschlossenheit die Entwicklung verschiedener Fachwerkepochen verfolgen. Interessant sind auch die Sprüche an den Hausbalken - man erfährt, was die Bauleute früher zu sagen hatten.
  • Das stilvolle Rathaus wurde erstmalig 1310 als "domus consulum" erwähnt. Es wurde 1615/16 im Renaissancestil umgestaltet. Über dem säulenumrahmten Frühbarockportal schwebt Abundantia, die Göttin des Wohlstands und der Verschwendung. Im Inneren gibt es geschnitzte Barocktüren und einen schönen Ratssaal.
  • Roland in Quedlinburg Vor dem Rathaus steht ein steinerner Roland, der mit 3 m der kleinste seiner Art ist. Quedlinburg erhielt ihn 1427 als Zeichen des Bemühens der Bürger um Unabhängigkeit von den "Schloßdamen" mit dem Beitritt zur Hanse. Er wurde 1477 bei der gewaltsamen Unterwerfung der Stadt zerstört und lag fast 400 Jahre in einer Ecke im Rathaushof. 1869 wurde er an der Stelle des ehemaligen Prangers wieder aufgestellt.
  • Der "Finkenherd" ist eine besonders sehenswerte Häuserzeile am Fuße des Schlossbergs. Dort hat der Sage nach Sachsenherzog Heinrich 919 beim Vogelfang die Königskrone erhalten.
  • Der Hochständerbau (Wordgasse 3) ist das älteste erhaltene Fachwerkhaus Quedlinburgs (um 1400). Darin ist ein Fachwerkbaumuseum untergebracht, das über Restaurierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen in der Stadt sowie über die historische Entwicklung des Altstadtgebietes vom 10. Jh. bis zum Niedergang der Fachwerkkunst nach 1800 informiert.
    Öffnungszeiten: Mai-Sept. Fr-Mi 10-17 Uhr, Führungen nach Vereinbarung, Tel. 3828, Fax 515975, aktuelle Informationen über den Hochständerbau auf der Homepage des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt.
  • Das Klopstockhaus (Schloßberg 12) ist das Geburtshaus des Theologen und Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) und beherbergt seit 1899 ein Museum zu Werk und Wirken des Begründers der klassischen deutschen Literatur und weitere Ausstellungen.
    Öffnungszeiten: Okt.-April Di-Sa 9-17 Uhr, So 10-17 Uhr, Mai-Sept. Di-So 9-17 Uhr, Tel. 2610, Fax 515975, aktuelle Informationen über das Kloppstockhaus auf der Homepage des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt.
  • Das Klopstockdenkmal, eine Büste von F. Tieck, befindet sich im Brühlpark.
  • Die Lyonel-Feininger-Galerie (Finkenherd 5a) ist die umfangreichste europäische Sammlung des deutsch-amerikanischen Malers und Grafikers Lyonel-Feininger (1871-1956), der zu den bedeutendsten Vertretern der klassischen Moderne gehört. Die Sammlung umfaßt Druckgrafiken, Holzschnitte, Radierungen, Lithographien, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzen und Gemälde aus den Jahren 1906-1937, z.B. das bedeutende "Selbstbildnis mit Tonpfeife" von 1910.
    Öffnungszeiten: April-Sept. Di-So 10-12, 13-18 Uhr, Okt.-März Di-So 10-12, 13-17 Uhr, Führungen nach Vereinbarung, Tel. 2238, Fax 2384, 8530, aktuelle Informationen über die Feininger-Galerie auf der Homepage des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt.
  • Reste der Klosterkirche St. Marien sind auf dem Münzenberg zu finden. Auf dem 2. Sandsteinhügel der Stadt wurde 986 ein Marienkloster gegründet. Nach der Zerstörung des einstigen Klosters 1525 siedelten Tagelöhner in diesem abgeschiedenen Stadtteil an. 99 Stufen führen zu dieser Anhöhe hinauf, wo der Besucher ein romantisches Bergstädtchen und zu sehen bekommt und eine Aussicht über die Stadt genießen kann.
  • Die Pfarrkirche St. Ägidien ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche aus dem 15. Jh., die im 17. Jh. im Barockstil umgebaut wurde. Sie hat einen frühgotischen Turm und hölzerne Tonnengewölbe. Erwähnenswert im Inneren sind die Kanzel von 1724 und der spätgotische Flügelaltar, der aus der St. Benedikti-Kirche stammt.
  • Die Marktkirche St. Benedikti ist ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jh. mit einem Westbau aus der 2. Hälfte des 13. Jh. Hervorzuheben sind barocker Hochaltar (um 1700), spätgotischer Flügelaltar (um 1490), Kanzel (1595), Ratsgestühl (1687), Taufe (1648), barocke Spindeltreppe zur Orgel und das figurenreiche Renaissance-Hochrelief "Bortfeldscher Epitaph".
  • Die Pfarrkirche St. Blasii (Blasii-Str.) ist eine barocke Hallenkirche, 1713-15 erbaut. Von einem Vorgängerbau ist ihr der frühromanische Westturm mit Zwillingshelm erhalten geblieben. Im Inneren ist eine einheitliche Barockausstattung anzutreffen, wobei der Kanzelaltar (1723) hervorsticht.
  • Die Pfarrkirche St. Nikolai (Neustadt) ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche aus dem 14. Jh. mit 2 Westtürmen und spätromanischer Turmhalle. Auf einem der beiden Türme sitzt ein doppelstöckiger Dachreiter. Im Inneren der Kirche befinden sich Kanzel und Altaraufsatz aus dem 18. Jh. und ein frühgotischer Taufstein.
  • Die Hospitalkirche St. Johannis stammt ursprünglich aus der 2. Hälfte des 12. Jh. Sie wurde 1704 erweitert. Der einschiffige romanische Bau hat eine bemalte hölzerne Tonne, eine südliche Sakristei mit Kreuzgratgewölbe (13. Jh.) und Fachwerkobergeschoss (1483).
  • Die Wipertikirche (Nähe Brühlpark) ist die ehemalige Prämonstratenserklosterkirche aus dem 12. Jh., wurde jedoch seitdem mehrfach verändert. Erhalten geblieben ist eine karolingische Krypta mit sächsischem Stützenwechsel, tonnenförmig gewölbter Halle mit halbrunder Apsis und Altarumgang, die um 1020 in den Vorgängerbau (Missionskapelle) von 840 eingefügt wurde. Diese Krypta ist eines der ältesten Denkmale christlicher Baukunst.
  • Die Stadtmauer aus dem 14. Jh. ist zum Teil noch erhalten. Von den ehemals 12 Wachtürmen sind noch 7 erhalten: Schreckensturm, Pulverturm, Mertensturm, Kaiserturm, Gänsehirtenturm, Turm opm Tittenplan.
  • Der 40m hohe Schreckensturm wurde 1997 saniert. Er kann nun wieder besichtigt werden und beherbergt sogar eine Ferienwohnung. (Tel. 90550)

Wandern und Radwandern:

  • Vielerlei Wandermöglichkeiten bietet der Harz. Wanderziele sind z.B. das schöne Bodetal, Thale und Gernrode.
  • Der Harzvorlandradwanderweg führt auch durch Quedlinburg. Von hier aus kann man ihn in Richtung Ballenstedt oder in Richtung Neinstedt befahren. Dort trifft er jeweils auf den Europaradweg R1, der dann von Ballenstedt über Meisdorf - Ermsleben - Hoym - Gatersleben nach Staßfurt bzw. von Neinstedt nach Thale - Blankenburg - Wernigerode weiterführt.
  • Weitere Radwandermöglichkeiten gibt es z.B. in Richtung Ditfurt, nach Westerhausen und nach Rieder.
  • Der Brühlpark wurde 1831 nach Plänen von K. F. Schinkel angelegt.
  • Fahrradservice und -verleih:

Freizeit und Erholung:

  • Ein ganz besonderer Stadtrundgang findet jeden Freitag und Samstag statt. Der "Nachtwächterrundgang" beginnt 20.30 Uhr bei Quedlinburg-Information.
  • Nordharzer Städtebundtheater, Studiobühne, Marschlinger Hof 17-18, Tel. 2982
  • monatliche Rathauskonzerte
  • Kammerspiele im Kaiserhof, Pölle 34, Tel. 2710
  • Studiokino Eisenstein, Reichenstr. 1, Tel. 03946/2640
  • Galerie "Q-Art" im "Weißen Engel" am Carl-Ritter-Platz
  • Hallenbad, GutsMuths-Str. 6, Tel. 2791
  • Spielhalle Süderstadt, Tel. 707446
  • Play-Fun GmbH, Breite Str. 39, Tel. 4401
  • Treff Bowling, Schenkstr. 2, Tel. 91080, Fax 91081
  • Reitstall Westerhausen (ca. 6km entfernt), 06484 Westerhausen, Kukucksberg, Tel. 65103
  • Gaststätten und Unterkünfte:
    • Cafe und Restaurant Am Finkenherd, Schloßberg 15, Tel. 03946/810373
    • Brauhaus Lüdde, Blasiistr. 14, Tel. 03946/705206 und viele mehr.
    • Es gibt verschiendste Unterkünfte, eine Aufstellung gibt es bei der Quedlinburg Information, Markt 14, Tel. 03946/905624.

Regelmäßige Veranstaltungen:

  • Kaiserfrühling (März)
  • historisches Frühlingsfest (Mai)
  • Altstädter Markt (Ende Juni)
  • Mittelalter- und Zunftfest mit alten Gewerken (September)
  • Herbstfest (Oktober)
  • Weihnachtsmarkt, Advent in den Höfen (Dezember)
  • Weihnachtslauf (25.12.)

Verkehrsanbindungen:

  • Bundesstraßen:
    • B6 Wernigerode - Quedlinburg - Aschersleben - Halle - Leipzig
  • Bahnverbindungen:
    • Verbindungen nach Thale, Halberstadt, Magdeburg, Gernrode, Auskunft über INSA
  • Busverbindungen:
    • nach Halberstadt, Wernigerode, Thale, Blankenburg, Harzgerode, Gernrode, Hasselfelde, Aschersleben, Auskunft über INSA

Informationen: