Saale in Calbe

Calbe

  • Saale-km: 22 li
  • Postleitzahl: 39240
  • Tel.-Vorwahl: 039291

Calbe liegt im Süden der Magdeburger Börde im Landkreis Schönebeck, am Westufer der Saale.

Geschichtliches:

  • Calbe entstand um 830 an der damals politisch wie strategisch wichtigen Elbe-Saale-Linie, die germanische und slawische Volksstämme trennte. In der Folgezeit entstanden Burgen und Königshöfe.
  • 936 wurde "caluo" in einer Urkunde von König Otto I. erstmals erwähnt.
  • Als ehemaliger kaiserlicher Burgward ging Calbe 968 an das Erzbistum Magdeburg.
  • Gegenüber der Stadt, auf einer kleinen Anhöhe auf der anderen Seite der Saale erfolgte 1131 die Gründung des Prämonstratenserklosters "Gratia Dei" (= Gnade Gottes) im heutigen Ortsteil Gottesgnaden.
  • Als Marktplatz war Calbe schon vor seiner Ernennung zur Stadt im 12. Jh. bekannt. Offiziell bestätigte Erzbischof Wichmann den Markt in Calbe im Jahre 1160.
  • Aus Rache für die Belagerung von Haldensleben durch Erzbischof Wichmann ließ der Sachsenherzog Heinrich der Löwe am 6.11.1179 Calbe ausbrennen.
  • Das erste Schloss vor Calbe ließ Erzbischof Burchard III. von Schraplau 1314 errichten. 1363 erfolgte der Neubau des zwischenzeitlich zerstörten Schlosses durch Erzbischof Dietrich von Portitz. Es wurde Nebenresidenz der Magdeburger Erzbischöfe, war über Jahrhunderte hinweg erzbischöfliche Residenz. Im Schloss wurden das Archiv, Reliquien und der Kirchenschatz des Magdeburger Doms untergebracht. Im April 1945 ging das Schloss in Flammen auf, als die dort aufbewahrten Wehrmachtsakten verbrannt werden sollten.
  • Um 1365 ließ Erzbischof Dietrich die Stadt nach Westen hin erweitern und mit Stadtmauern und Türmen befestigen. Es entstanden die Stadtviertel "Breite" und "Ritterstraße" sowie der "Neue Markt" (heutiger Marktplatz), wo 1376 auch das größere Rathaus gebaut wurde (1875 abgebrannt).
  • Ab 1366 wurden die ersten Holzschleusen auf der Saale errichtet, wovon eine der ersten beiden in Calbe entstand. Nach mehrfachen Erneuerungen der Holzschleuse wurde 1694-97 erstmals eine steinerne Schleuse gebaut.
  • 1439 vereinigten sich die Fischer von Calbe zu einer Brüderschaft. Ihre Satzung wird vom Erzbischof bestätigt.
  • Die Gesetzessammlung der Stadt "Willkür" wird 1450 in 71 Artikel schriftlich festgehalten.
  • Alle Einwohner der Stadt beteiligten sich im Jahre 1503 mit Pferden, Wagen und anderen Gerätschaften am Dammbau entlang der Saale.
  • 1556-59 legen an der "Holzstrecke" am Mühlgraben insgesamt 113 Schiffe an, die hauptsächlich Feuerholz für das Staßfurter Salzwerk geladen hatten. Dieser Holz- und Kohleplatz existierte bis ins 20. Jh.
  • Während des 30-jährigen Krieges wurde Calbe am 22.9.1630 durch kaiserliche Truppen unter General Viermond erstürmt und geplündert. 1636 wüteten die Schweden in der Stadt, sie zerstörten u.a. die Saalebrücke nach Gottesgnaden, die danach nie wieder aufgebaut wurde.
  • Aufgrund des guten Ackerbodens und der günstigen Lage an einer wichtigen Handelsstraße von Nord nach Süd und über die Saale entwickelte sich Calbe stetig weiter. Über Jahrhunderte lebten die Calbenser als Ackerbürger vornehmlich von der Landwirtschaft, spezialisierten sich im 16. Jh. auf Gemüseanbau - eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat. Der seit 1591 vorrangig betriebene Zwiebelanbau ließ den Namen "Bollen-Calbe" entstehen und machte Calbe über regionale Grenzen hinaus bekannt.
  • Als ein weiterer Wirtschaftszweig entwickelte sich die Weberei und das Tuchmachergewerbe. Die ersten 4 Tuchmacher wurden 1662 registriert, 1687 werden auf kurfürstliche Anordnung 7 Pfälzer Tuchmacher angesiedelt. Später förderte der preußische Staat, der ab 1720 kein ausländisches Tuch mehr verwenden durfte, dieses Handwerk. 1725 gab es schon 59 Tuchmacher, die u.a. die preußische Armee belieferten. 1820-1830 entstanden die ersten Tuchfabriken, 1898 gab es bereits 8 Fabriken mit über 1000 Arbeitern.
  • 1680 kam Calbe an das Kurfürstentum Brandenburg.
  • 1727 begann man mit dem Bau eines jedoch nie fertiggestellten Saale-Elbe-Kanals von Calbe nach Frohse.
  • 1770, 1771, 1772 gab es verheerende Überschwemmungen, die Missernten zur Folge hatten.
  • Nach der Niederlage Preußens wurde Calbe 1806 von den Franzosen besetzt und gehörte ab 1808 zum Königreich Westphalen.
  • 1815 wird Calbe Kreisstadt (bis 1950).
  • 1839 wurde die Eisenbahnstrecke von Mageburg bis zur "Station an der Saale" (heute Bahnhof Calbe-Ost) eingeweiht. Ein Jahr später wurde die Verbindung bis Leipzig erweitert. 1879 wurde die Eisenbahnlinie Berlin - Nordhausen als Teil der "Kanonenbahn" von Ostpreußen nach Metz eröffnet, die über den Bahnhof Calbe-West führte.
  • Veränderungen der überregionalen Straßenführungen hatten Nachteile für die Entwicklung der Stadt gebracht und auch der Eisenbahnanschuß verbesserte die Situation nur unwesentlich, da die beiden Bahnlinien sich so ungünstig kreuzen, daß kein richtiger Knotenpunkt entstehen konnte.
  • Ab 1848 wurden verschiedene Braunkohlenschächte erschlossen, die der Energieversorgung von Tuch- und Zuckerfabriken dienten. 1861 nimmt die Grube "Alfred" ihren Betrieb auf. Die dazugehörige Brikettfabrik wird etwas später fertig. Eine Drahtseilbahn befördert die Kohle bis zur Verladestelle an der Chaussee nach Calbe-Ost.
  • 1905 wurde in den Gebäuden der ehemaligen Brikettfabrik die Chemische Fabrik Calbe gegründet, die mit der Gelantineherstellung begann. 1915 wurde die Grube "Alfred" stillgelegt und 260 Bergarbeiter verlieren ihren Job.
  • 1880 wurde die "Wilhelmsbrücke" gebaut. Sie wurde 1945 gemeinsam mit der Eisenbahnbrücke gesprengt. Die danach neuerbaute Saalebrücke wurde am 20.12.1950 eingeweiht.
  • Um 1900 gab es die erste Konservenfabrik. Hautsächlich wurden Gurkenkonserven hergestellt.
  • 1948-50 wurde in Calbe der VEB "Eisenwerke West" als erster Niederschachtofen der Welt erbaut. Rund 2000 Arbeiter waren mit dem Aufbau des Werkes beschäftigt. Der erste Roheisenabstich erfolgte am 15.10.1951. Damit setzte eine zunehmende Industrialisierung ein, was den Bau neuer Wohnsiedlungen, wie Neue Wohnstadt und Mühlenbreite, zur Folge hatte.
  • Ab 1959 hieß der Betrieb VEB "Niederschachtofenwerk" Calbe und später war es Betriebsteil des Bergbau- und Hüttenkombinates. 1970 wurde die Produktion auf Metalleichtbaukonstruktionen umgestellt.
  • 1940 wird der Saaledurchstich oberhalb von Calbe (bei Tippelskirchen) fertiggestellt und die neue Schleppzugschleuse eingeweiht. 1968 wurde ein neues hydraulisches Dachwehr übergeben, das 78 cm höher als das bisherige Wehr war. Im gleichen Jahr hat die Sektion Kanu der TSG Calbe mit hohen Eigenleistungen ein neues Bootshaus gebaut.
  • Anlässlich des X. Bundeskongresses des Kulturbundes der DDR wurde 1982 die 2. Ausbaustufe der Heimatstube mit Landwirtschaftsausstellung, Handwerkerraum und der Kleinen Galerie übergeben.
  • Bis 1989 war die Stadt vorrangig von der Großindustrie geprägt. Nach der Wende entstanden der Industriepark Calbe, das Industrie- und Gewerbezentrum Calbe-Nord und kleinere Betriebe.
  • Persönlichkeiten:
    • Dr. Wilhelm Loewe praktizierte seit 1840 als Arzt in Calbe. Wegen seiner liberalen Gesinnung und seines sozialen Engagements erlangte er hohes Ansehen in der Stadt, wurde als Abgeordneter in das Frankfurter Nationalparlament gewählt, wo er später 1. Vizepräsident war. Er hatte großen Anteil an den Ausarbeitungen der Reformvorschläge für ein einheitliches Deutschland, für eine fortschrittliche Wirtschaftsordnung und liberale Innenpolitik.

Sehenswürdigkeiten:

Roland Calbe
  • Die alte Mühle und das Wehr: Ihre einstige Stellung hat die Stadt vor allem den Mühlwerken zu verdanken, die schon im 12. Jh. errichtet wurden. Ein großes Wehr leitete der Mühle das Saalewasser zu. Um 1834 kam zur ursprünglichen Getreidemühle eine Büttenpapierfabrik hinzu, wo man mit der Kraft der Saale Zellulose knetete. Mit dem Siegeszug der Elektroenergie um die Jahrhundertwende hatte das altehrwürdige Wasserrad ausgedient, treibt das Wasser im Mühlgraben eine Turbine an. Die heutige Wehrmauer ist 152m lang, sie wurde 1870 gebaut und 1956 erhöht. Neben dem gemauerten Wehr befindet sich auf Mönchsheger Seite eine 26m breite Anlage mit beweglichen Wehrtafeln, durch die der Zufluss zum Mühlgraben erfolgt und das Oberwasser an der Schleuse Gottesgnaden reguliert werden kann. Bei schwankendem Wasserstand muss der Schleusenmeister zum Wehr fahren und das Wehr einstellen, dass der Richtpegel von 3,45m erreicht wird.
  • Der Marktplatz hat seine ursprüngliche Gestalt über Jahrhunderte weitgehend erhalten. Das langgestreckte Rechteck ist umgeben von schmucken Häusern aus dem 16.-18. Jh., die vom Glanz vergangener Epochen berichten. Bemerkenswert sind ein Renaissancebau vor 1660 mit ornament- und figurengeschmücktem Portal (Markt 11), ein Fachwerkbau aus dem 17. Jh. und zwei Gebäude aus dem Barock.
  • Das heutige Rathaus (Markt) weist Elemente aus verschiedenen Stilepochen vom Ende des 19. Jh. auf. Die Grundsteinlegung für den typischen Behördenbau erfolgte am 22.4.1876, nach dem der Vorgängerbau im Januar 1875 abgebrannt war. Der erste Rathausbau befand sich am Alten Markt, bis 1376 auf dem Neuen Markt ein größeres errichtet wurde. Erwähnenswert ist das "Trauungszimmer", von dessen Balkon sich ein besonderes Panorama bietet.
  • Der 4m hohe Roland trägt als einziger seiner Zunft einen Helm. Der einzt hölzerne Roland war Symbol für das dem Magdeburger Bischof abgerungene Marktrecht wurde 1377 vom alten zum neuen Rathaus gebracht. 1656 ließ man einen neuen schnitzen, da der erste verwittert war. Als der enthüllt wurde, stellte man mit Entsetzen fest, dass seine Proportionen nicht stimmten, er vor allem zu kurze Arme hatte. Trotz Streitigkeiten stellte man ihn auf und erst nach dem 2. Weltkrieg wurde ihm ein grausames Ende beschert. Zum Schutz vor einer kriegerischen Zerstörung lagerte man ihn 1943 ein, wo er in Nachkriegszeiten zu Brennholz verarbeitet wurde. Seit 1979 steht nun sein steinernes Ebenbild vor dem Rathaus.
  • In der Heimatstube (Markt 13) befindet sich eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Stadt: Landwirtschaft, Handwerk und Kultur. Eine kleine Galerie und Gaststube gehören ebenfalls zur Heimatstube. Öffnungszeiten: So 14-17 Uhr oder nach Voranmeldung, Heimatverein Calbe, Tel. 78306, 40220, 2727
  • Die Stadtkirche St. Stephani (Nähe Markt) ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche, wurde 1495 in ihrer heutigen Gestalt fertiggestellt. Sie ruht zum Teil auf den romanischen Mauern eines Vorgängerbaus aus dem 9. Jh. Der Westbau trägt zwei 57m hohe Türme. Die Backsteinvorhalle an der Südseite entstand 1495. Am Langhaus sind hübsche volkstümliche Wasserspeier angebracht. Sehenswert im Inneren sind der spätgotische Flügelaltar aus dem frühen 16. Jh., die steinerne Kanzel (1562) und die Sandsteintaufe (1561).
  • Die doppelte Stadtmauer, die einst die Altstadt umgab, ist noch in Resten erhalten. Von den sechs Türmen und drei Toren kann man heute noch den Hexenturm (hinterm Rathaus) und den Blauen Turm besichtigen.
  • Die Laurentiuskirche steht auf dem Friedhof und ist ihrem Kern nach spätromanisch (12. Jh.). Der einschiffige Innenraum wurde 1890 restauriert und enthält u.a. ein Holzkruzifix.

Wandern und Radwandern:

Bismarckturm Wartenberg bei Calbe
  • Wanderungen kann man zum etwa 4 Kilometer entfernten Wartenberg unternehmen. Der Wartenberg gehört mit einer Höhe von 121m zu dem sich von Norden nach Süden hinziehenden Endmoränenzug westlich von Calbe, der als Trennlinie zwischen Elbe-Saale-Aue im Osten und der flachwelligen Magdeburger Börde gilt. Auf der höchsten Stelle des Wartenberges steht seit 1904 der Bismarckturm. Von30 m Höhe bietet er eine gute Aussicht. Außerdem sind eine Ausflugsgaststätte und ein Heimattiergarten auf dem Berg. Öffnungszeiten Aussichtsturm: Mai bis September Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr, Waldgaststätte: Mai-Sept. Di-So ab 11 Uhr, Okt-April Mi-So ab 11 Uhr, Tel. 2500
  • Der Saaleradweg verläuft am rechten Ufer an Calbe vorbei. Aus Richtung Bernburg, Nienburg kommend, kann man im Ortsteil Tippelskirchen die Hauptroute verlassen und über die Saalebrücke nach Calbe fahren. Vom Markt ist der Wanderweg zur Schleuse über die Fähre Gottesgnaden ausgeschildert. Aus Richtung Barby, Werkleitz kann man an der Schleuse Calbe geradeaus fahren und sich mit der Fähre übersetzen lassen, um zum Marktplatz Calbe zu gelangen.
  • Der Bördehamster-Radweg verbindet als Rundkurs Calbe mit Schönebeck und Barby.
  • Fahrradservice:
    • Fahrradladen B. Kaufmann, Schloßstr. 102, Tel. 2161
    • Helmut Rau, Schloßstr. 92
    • Fahrrad- und Angelbedarf, Barbyer Str.

Freizeit und Erholung:

TSG Calbe Saale Kanu
  • TSG Calbe e.V., Geschäftsstelle, Schloßstr. 3, 39240 Calbe, Abteilung Kanu, Kleine Fischerei 29a, Tel. 0173/3644021
  • Der Mönchsheger, eine ursprünglich durch einen Saalebogen gebildete Halbinsel, der noch heute an die ehemals ansässigen Klosterbrüder erinnern soll, bietet viele Sport- und Freizeiteinrichtungen. Z.B. "Hegerschwimmbad", Öffnungszeiten in der Saison Mo-So 9-19 Uhr, Gr. Angergasse 8, Tel. 78800
  • "Erstes Calbenser Kegelzenter", Arnstedtstr. 91, Tel. 77556
  • Anglerparadies sind die in ehemaligen Braunkohletagebaugruben entstandenen Teiche, z.B. bei Grube Alfred (Seehof) nördlich von Calbe.
  • Gaststätten und Unterkünfte:
    • Hotel "Zur Altstadt", Schloßstr. 11, Tel. 73330 Fax 469060
    • Gästehaus-Rehbein, Schloßstraße 109, Tel. 039291/2883, Fax: 039291/51023
    • Pension und Sauna "Am Lorenz", Lorenzstr. 12, Tel. 52581
    • Pension Anka Franke, Magdeburger Str. 75, Tel. 2688
    • Pension Erika, Am Hänsgenhoch 8, Tel. 2165
    • Pension Mulle, Arnstedtstr. 14, Tel. 2344
    • Pension Schmechel, Brotsack 23, Tel. 3189
    • Gaststätte "Brauner Hirsch", Markt 13, Tel. 2723
    • Gaststätte "Nordmann", Tuchmacher Str. 58, Tel. 3151
    • "Saaleblick", Bernburger Str. 89, Tel. 78350
    • "Schützes Jägerstube", Barbyer Str. 63, Tel. 3105
    • "Tanzpalast", Industriegelände 7, Tel. 72028, 71029

Regelmäßige Veranstaltungen:

  • Stadtfest (September)
  • Saalefest (September)
  • Schützenfest (Juni)

Verkehrsanbindungen:

  • Autobahn:
    • A14 Halle - Magdeburg, Anschlussstelle Calbe (ca. 7km entfernt)
  • Bundesstraßen:
    • B71 Magdeburg - Förderstedt - Bernburg ca. 10km entfernt)
    • B246a Wanzleben - Schönebeck - Gommern (ca. 10km entfernt)
  • Bahnverbindungen:
    • Bahnhof Calbe-Ost, Strecke Magdeburg - Köthen - Halle - Leipzig
    • Bahnhof Calbe-West, Strecke Calbe - Nienburg - Bernburg
  • Busverbindungen:
    • nach Schönebeck, Breitenhagen, Groß Rosenburg, Barby, Gommern, Nienburg, Bernburg

Informationen:

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